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NewsBlog _ Rubrik: Markt + Wirtschaft
Information vom 17. Mai 2021Bodyshaming
Sie hat die Haare schön
Bodyshaming gehört zu den absurden Entwicklungen der Gegenwart. Sie bezeichnet eine Mischung aus Mobbing und geistiger Selbstverstümmelung der physischen Gegebenheiten des eigenen Profils. Seit Jahrzehnten provoziert das Klischee der Hochglanzmagazine unsere eigenen Wohlfühlparameter, indem Bikinifiguren und Sixpack-Varianten den weniger Reichen und Schönen ihr Idealbild verzerren. Indexzahlen, Retuschen, qualvolle Selbstkasteiungen nötigen und züchtigen unseren Selbstwert und publizieren eine körperliche und geistige Diät oftmals unglücklicher, Sonnenbank gebräunter Hungerhaken als scheinbar notwendige Prinzipien unseres Alltags. Quälten primär Erwachsene früher in der Regel Diät-Programme nach Gewichtsreduktionen mit Jo-Jo-Effekten, lassen sich heute bereits heranwachsende Jugendliche ihren Körper pimpen, aufspritzen oder wunschgemäß verändern.
Anstatt ein wenig normal, glücklich, unperfekt oder eben einzigartig mit etwas mehr Speck, Macken und Fehlern zufrieden durchs Leben zu gehen, führen körperliche Diktate und Bodyshaming zur Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls. Drittgesteuert und grenzwertig ballern sich Tellerrandjumper und eine meist erst pubertierende Generation Botox oder Silkon in den Körper, um Ihr Profil uniform zu schärfen – weil man es eben so macht oder es »die Jaqueline auch tun tut«. Beobachtet man zudem die Viagra-, Sexportal oder Kuppel-Angebote für Single-Partner, die Penetranz und künstliche Stimulation, schaden einige Opfer jedoch ihrer eigenen Entwicklung und »reißen sich Weisheitszähne, bevor sie da sind«. Und wenn sie da sind, sucht man nach einer kostspieligen Möglichkeit, luxuriös zu veredeln, einen mehr zu besitzen oder den Prozess öffentlich zur Schau zu stellen.
Weit entfernt von Charakter, Persönlichkeit, Charisma oder einem erstrebenswerten Glücksgefühl erleiden das Sex-Zöllibat, Maria 4.0, narzisstische Priester*innen und zunehmend Frauenquoten auf dem Weg einer emanzipierten Lebensqualität jedoch gelegentlich einen irreversiblen Schiffbruch. Der persönliche Soll- und Ist-Wert treiben die individuelle Selbstherrlichkeit und vernünftige Sichtweisen schlicht in den Wahnsinn. Schamgefühle dienen nicht mehr den natürlichen Affekten, der Sozialisierung, der Kultur oder einem sinnvollen Erfahrungswert, sondern einer fremdgesteuerten Befindlichkeit, die peinlich berührt und die Betroffenen zu Schlafwandlern mutieren lässt. Der Mensch schämt sich – meist künstlich und grundlos – für seine Normalität und seine wundervolle Schöpfung. Verlegenheit oder Peinlichkeit lenken nicht die eigenen Gefühle im Rahmen der Vernunft oder Ethik, sondern missbrauchen demütigend und kränkend, stellen bloß, machen verlegen und dienen letztendlich nur dem Vergleich durch zweifelhafte Vorbilder. Der Wettbewerb dient nicht der eigenen Findung, sondern macht Opfer zu Marionetten der Märkte und fremder Ideologien. Dieser Superlativ-Trend gehört heute aber in vielen Bereichen zum Standard und vertreibt auch Höchstleistungen in den Bereich unterhalb der Begeisterungsschwelle. Der relative und nicht absolute Vergleich der eigenen Leistungsfähigkeit führt automatisch zu Depressionen, Frustration, Ernüchterungen oder einer Verzweiflung, zu versagen oder einer Rolle nicht gerecht geworden zu sein.
Verlieren Sie nicht Liebe, Lust und Lebensqualitäten durch diesen Unsinn. Wohlfühlindizes und Gesundheit sollten die wahren Parameter sein, die Ihnen dabei helfen, das Richtige zu tun. Es sind realistische Logik und Emotionen, die das »Bodyshaming« ad absurdum führen können. Schamgefühle entstehen in der Regel automatisch, wenn eine Erwartungshaltung nicht erreicht wird, Sie das Gefühl haben, etwas falsch zu machen, nicht der Norm zu entsprechen und Ihnen emotionale Verstimmungen klar machen, dass Sie Ihr Verhalten anpassen sollten. Dieses Delta darf aber nicht dazu führen, dass Sie Ihr Ego ständig mit Maßen und Profilen vergewaltigen, die nicht Ihrer Persönlichkeit entsprechen. Sie müssen nicht reputativ, Image orientiert und kosmisch verzückt den Bildern der Versuchung aus dem Yellow-Press-Boulevard-Genre entsprechen. Nur James Bond hat immer einen gebügelten Smoking an und seit einhundert Jahren einen Ronaldo-8-Pack im Verborgenen, wird von Frauen vergöttert und verkörpert die Rolle des Unsterblichen. Klar, Helden und Geschichten sterben nicht. Die Darsteller und Schauspieler schon. Alle noch lebenden Menschen werden alt und sie vergehen eines Tages. Und selbst im Namen der ewigen Schönheit sollte Ihnen bewusst sein, dass nicht nur die Patina der Vergänglichkeit an uns klebt, sondern die meisten Bond-Girls auch bereits nach kurzer Zeit im Film ihre Rolle mit dem Leben bezahlen müssen. So steht es im Drehbuch: Im Gold erstickt, erschossen, beseitigt [...] oder ertrunken. Das klingt aber viel zu negativ! Genießen Sie das Leben und Ihre Lebens-Zeit ohne sich ständig vergleichend an Ihrer Umwelt zu orientieren. Sie müssen sich wohlfühlen, glücklich und zufrieden sein.
Erlauben Sie mir am Ende den Spagat zu UNIQ: Es ist die Aufgabe eines Kreativen, aller Designer und Feingeister auch diese Entwicklung in unserer »ganzheitlichen Kommunikation« zu berücksichtigen, die »Marke« der sinnvollen und gleichzeitig richtigen Wahl der Gestaltung festzulegen oder eben abzulehnen und zu verhindern. Nicht das MACHEN und Geldverdienen durch die reine Beschäftigung gehören zu den wesentlichen Dingen der Gegenwart, sondern das Wahrnehmen, Reflektieren und das Verantwortungsbewusstsein das Richtige zu tun. Solange markt-, bilanz- und wettbewerbsorientiert der »billigste Nicht-Akademiker« beauftragt wird, lassen wir bildlich gesprochen »Homöopathen operieren« oder hoffen, dass unerfahrene Kandidaten Verantwortung oder Führung übernehmen können. Sicher: Auch ein blindes Huhn findet gelegentlich ein Korn, während der Heilige Gral verkündet wird. Ist es der uniforme Durchschnitt, oder sind es die Kontraste zwischen alt oder jung, dick oder dünn, groß oder klein, schwarz oder weiß [...] maskulin oder feminin, konform oder widersprüchlich, die unsere Kultur bereichern und unser Leben interessant machen? Wichtig und wesentlich sind nicht die Unterschiede, sondern die persönliche Fähigkeit und Bereitschaft, das Übliche und Normale als Expertise zu bereichern. Also ich gehe auch weiterhin zum Bäcker, wenn ich erstklassiges Brot kaufen will, zum fachkundigen Spezialisten, wenn ich Rat suche, zum Chirurgen, wenn ich mich unters Messer lege und vertraue nicht dem allgemeinen Angebot der komplexen, heterogenen, diffusen, [...] vielversprechenden Möglichkeiten.