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NewsBlog _ Rubrik: UNIQ Designbüros

Information vom 18. März 2024

Die erfolgreiche

Unbekannte

Die erfolgreiche

Eigentlich schließen sich Erfolg, Marktdurchdringung, Wertschätzung und der gleichzeitige Wunsch unbekannt zu bleiben, meist kategorisch aus. Die kleine Kommunikation, Flüsterpost, Empfehlungen [...] oder die Selbstdarstellung Dritter lassen ein demütig-unbekanntes Dasein als Strippenzieher kaum zu. Schließlich will man ja auch öffentlich zeigen, dass man der Beste ist, sich die Besten leisten kann oder den ursächlichen Grund des eigenen Erfolges möglichst laut verkünden!? Das Erfolgs- und Wachstums-Debakel beginnt aber meist schon in der Profilierungssucht, der Selbstherrlichkeit und dem öffentlichen Punktesammeln der Dienstleister. Die persönliche Geilheit und berufliche Befriedigung individueller Sehnsüchte kaschieren in Kürze und im Erfolgsfall nicht selten schon schnell die edlen Absichten der Berufung und Anerkennung durch Schulterklopfen.

Das Mitteilungsbedürfnis ist gigantisch, das sich schmücken mit Preisen, Pokalen, Zertifikaten, Noten, Zeugnissen, Awards, Trophäen, [...] aber auch Darstellen der Symbole des Erfolgs ungebrochen. Die Utensilien des monetären Reichtums, der Luxusgegenstände, Autos, Yachten, Champagnerlaunen, des lasziven Austern Schlürfens mit VIP-Salven, des Jubelns, des sich leisten Könnens, geadelten dabei seins, Bedienen der Klatsch-Presse, der geistigen Bordelle, der üppigen TrinkGelage, des Konsums und sich feiern lassen, der Macht und der Karriere [...] des Scheins übertrumpfen das Sein. Das ist wohl seit der Antike so, in der man sich das Dasein als Bürger einer Stadt, die „Teilhabe am Richten und Herrschen“ und später im Mittelalter als Teil einer Gemeinschaft, dem Absolutismus [...] bis zum Bürgergeld und der Bürgerrolle erkaufen musste. Mit Brief und Siegel, Wappen und Familienehre ebnete man sich schon immer Privilege, Status und damit Erfolg. Unbekannt, geächtet oder fremd bedeuteten automatisch unerwünscht.

Das wahre Profil und der Wert einer Instanz oder Menschen interessieren vernachlässigbar sowie Neid, Missgunst, Attentate, feindliche Übernahmen [...] Insolvenzen oder Gefängnisaufenthalte der Heureka-Jünger werden gerne übersehen. Man ist, was man darstellt – jetzt und heute. Das Verdrängen und Vergessen helfen bei der natürlichen Mentalamnesie. Auch Paparazzi oder Klatsch-PR-Beiträge werden notfalls inszeniert oder gekauft, um das Image zu zeigen, das gesehen werden will. Doch genug gejammert.
Schon damals, in meinen Anfangsjahren, folgten die Kommunikationsaufträge den von den Agenturen bezahlten Autos für Auftraggeber oder Kampagnen, die Auftraggeber bis kurz vor dem "Löwen" nicht kannten. Wettbewerbe wurden fingiert, Preise an die Wand genagelt oder Gutachten von Freunden erstellt. Teilnahmen waren kostenpflichtig, für möglichst kostenfreie Agentur-Pitches wurden eigens Units eingerichtet [...] und auch Award mussten und müssen auch heute noch von den Siegern bezahlt werden. Der Denkprozess neutraler Objektivität sollte nun die Alarmglocken der Realität zum Glühen bringen. Distanz und Bescheidenheit prägten die Kommunikation der wenigen obsoleten, strategischen Gestalter. Ich wollte mich dem Joch des kreativen Söldnertums trotz Ambitionen nicht unterwerfen. Genau darin schien das Dilemma zu liegen. Das Schattendasein zwischen erfolgreichen, großen Agenturen und stolz-armen Soloselbstständigen, die sogar noch über das vegane Gestaltungsdasein der Nischen zwischen den Furchen kritisch philosophierten, erschwerte mein Vorgehen, eröffnete aber einen Markt für UNIQue Leistungen, die monetär interessant, gleichzeitig beinahe unentdeckt und frei von Wettbewerb weitere Nischen boten. Diese nutzte ich – professionalisierend, klein, mit Postwachstumphasen profilierend und weitgehend unbekannt.

Ich wollte ab 1993 gerne Deutschlands beste, inhaltsbetont gerne auch professionellste Agentur werden, aber die Unbekannteste bleiben: Kein Pitch, keine Akquise, kein Wettbewerb, keine Reputation, kein Selbstmarketing, keine Ausschreibung, keine Klatsch-Posen, keine Incentives, keine Compliance-Geschenke, kein Ranking, keine Pole-Position, kein Ich-Dilemma, kein Selbstmarketing oder Rampensau-Gen. Die rein interne Kommunikation in der 3. Reihe oder gefühlten Keller der Patina-Prunkbauten ebnete uns ein Walhalla der lebenden Unbekannten. Selbstverständlich konnte man mit Weltmarktführer, Desertec, PUMA oder gewinnenden „Bingo-Branchen“ nur unbekannt bleiben, wenn die Kunden Red Dots und Awards ohne unsere Nennung abräumten und wir als Urheber mit unserem Designbüro nicht genannt wurden.

Erfolg ist lediglich das Erreichen eines zuvor definierten Ziels, das bei uns UNIQue entsprechend im Verborgenen blieb und verschwiegen werden musste. Noch heute rügen die Sniper im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit meine Kommunikationsstrategie, die weder der Akquise, des Wachstums oder der Usability-Gurus (ich priorisiere hingegen Userbility) und der öffentlichen Frechheit gipfelt, telefonisch ohne Anrufbeantworter nicht mehr erreichbar zu sein! Eloquenz-Killer, scheinbar un-kommunikativ und vom Erdboden verschluckt? Ich machte angeblich alles falsch und betrieb in den Augen vieler Prozessoptimierungs-Söldner, Wachstums-, Umsatz- und Bilanz-Spekulantenstrategisches Risikomanagement. Damit konnte ich leben und genieße das arrogante 7-Jahre-Sabbatical der „Könnte-Sein-Neuausrichtiung“. UNIQ bedeutete für mich immer Benefitness und Lebensqualität, die nicht zuletzt die gestresste Betriebsamkeit und Abhängigkeit einiger Millionäre oder sogar Milliardäre ein wenig überheblich belächelt. Ich bin sicher nie durch meine Tätigkeit reich geworden, aber es könnte reich-en und ich verstehe die vorsätzliche Bill-Gates-Abstinenz, das Operative nicht bis in den Karoshi getrieben zur Selbstvernichtung zu nutzen. Steve Jobs, Stephen Hawking aber auch der Design-Kollege Martin Suter, Ex-Agentur-Chef Konstantin Jakoby oder Erbe Claus Bettag brachten mich zeitig zum Nachdenken. Demut und Dankbarkeit, Genuss und strategische Enthaltsamkeit können Zufriedenheit, Glück und Geistigen Reichtum bescheren. Ich hasse es im Hamsterrad kneippend zu treten, zu glauben so vorwärts oder aufwärts zu kommen oder einen Teamgeist fragen zu hören „wann sind wir endlich da?“

Mit grob fahrlässiger Bescheidenheit lassen sich einige Ziele, Erfolg und Unpopularität sehr gut lösen. Sicher lassen sich durch exemplarische Einzelbeispiele keine Prinzipien generalisieren und verallgemeinern, sind daraus keine notwendigen und zugleich hinreichenden Bedingungen festlegbar oder eine Funktion zu definieren, ein Erfolgsrezept, aber selbst mein Solitär dürfte prinzipiell keine Eintagsfliege gewesen sein. Es gibt sie, die Hidden-Champions und unbekannten BackStage-Macher. Die Kommunikation des Unbekannten in Form der Abstinenz oder sehr reduzierten Nennung, ist keine untypische Variante – wenn auch die Ausnahme. Wer bewusst oder unbewusst nicht genannt werden möchte, kann das auch strategisch und vorsätzlich walten lassen, um beispielsweise dem Kreuzfeuer konträrer Meinungen, der Belastung der KeyNote-Speaker und Menschen, die im Mittelpunkt stehen müssen, zu entgehen. Wir konnten so unbemerkt arbeiten, Kampagnen schmieden oder unaufdringlich die volle Aufmerksamkeit den Auftraggebern zu schenken. Es geht also relativ unbekannt zu bleiben und nicht als Rampensau die Titelseiten zu schmücken.

Zitat des Tages

„Wer sich entschuldigt, klagt sich an.”

Stendhal
Bemerkung der Redaktion

Zwischen PR-Arbeit, Kampagnen, Schein und Sein gibt es trotz "Corporate Culture" klare Unterschiede. Entschuldigungen sind aber in jedem Fall eine mutige und gute Entscheidung.

Schrift des Tages

Goodlife Sans, condensed

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