Der heutige, kalendarische Frühlingsanfang beginnt exakt um 10:37 Uhr Weltzeit und beendet damit den Corona-Winter des Jahres 2020. Nach meteorologischer Definition beginnt der Frühling eigentlich schon früher, am 1. März. In der Meteorologie starten die Jahreszeiten immer am Anfang des jeweiligen Monats, also am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember. Bis 2011 begann das Frühlingserwachen erst am 21. März. Dies wird erst wieder im Kalenderjahr 2102 der Fall sein und die Meisten von uns werden dieses unbedeutende Schauspiel kaum mehr erleben. Im Jahr 2048 wird der Frühlingsanfang bereits am 19. März gefeiert. Das schaffe ich wahrscheinlich noch.

Auf der nördlichen Halbkugel unserer Erde werden die Blumen blühen, vermehrt freiheitsliebende Zeltfetischisten wieder aus den bisherigen Behausungen kriechen, allergische Pollenjäger sich weiterhin hinter den FFP2-Atemmasken verbergen, die Profi-Griller und Biergartenfetischisten auf entsprechende LockDown-Optionen hoffen und der partielle Freikörperkult seine Anhänger finden.

Wir werden enthemmter rudeln, flachsen, flirten, flundern, die Badehosen und Bikinis auspacken, Kreativität walten lassen und Visionen entwickelnd frohlocken. Die Hoffnung prognostiziert trotz Klimawandel hoffentlich auch den Landwirten und Gärtnern mehr Regenwasser als im Vorjahr und die Sonnenschutzfaktoren 30+ stehen wieder vereinzelt auf der Einkaufsliste. Überall sieht man zunehmend Alufelgen und Sommerreifen, die Knospen entblättern sich schamlos und die Solarkraft könnte »chakrenfrei« deutlich mehr Energie speichern.

Der Frühling des Lebenszyklus 2021 beginnt und mit ihm erneut der erste, zweite, dritte, vierte [...] Frühling und die übliche Wachstumsphase. Die Länge der zunehmenden Tageszeiten verändert sich durch die Lage und die Entfernung zum Äquator und den jeweiligen Breitengrad. Die Unterschiede sind messbar. An der Nordsee kann täglich ein rund vier Minuten längeres Treiben in der Helligkeit registriert werden kann. In der Schweiz sind es nur noch drei Minuten. Eine wesentliche Funktion spielen hier die Refraktion, die Lichtbrechung, das Procedere des Sonnensystems […] und der Sonnenauf- bzw. -untergang.

Unser Wetter richtet sich natürlich nie nach dem Frühlingsanfang. Die Sonne bewegt sich kontinuierlich von der Südhalbkugel in den europäischen Norden und realisiert so längere und sonnenreichere Tage. Damit stechen wieder mehr Mücken, im Garten gedeihen Bäume, Rasen und Pflanzen, die Terrasse lädt zum Verweilen ein, die Natur umarmt uns, die T-Shirts liegen wieder vorne im Schrank und der erste Sonnenbrand und Cabrios schwirren verliebt durch die Luft. Wenn es bei uns Frühling ist, ist es auf der anderen Seite der Erde Herbst. Sommersonnwende und Wintersonnwende sind der Wechselpunkt zwischen der Frühlings-Tagundnachtgleiche und der Herbst-Tagundnachtgleiche, die auch die Helligkeitsdauer pro Tag voneinander abgrenzen.

Mit der erneuten Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühling steigt meist auch trotz Pandemie die Stimmung, reduziert sich hoffentlich der Inzidenz-Wert und erhöht sich die individuelle Lebensqualität. Die Licht- und Temperaturzunahme entfaltet unsere Potentiale und tut dem Wohl unserer Gemüter gut.