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NewsBlog _ Rubrik: UNIQ Designbüros
Information vom 21. Oktober 2019Halloween
2019
Das kalte Händchen krabbelt durchs herbstliche Laub, die Kürbisköpfe schneiden grausame Fratzen, überall lauern Gefahren, baumeln halbtote Zombies und die Faschingsarmee der Kinder versucht die durchschnittliche Fettleibigkeit mit säckeweise "Süßem" durch die Gegend zu erpressen. In der nächsten Woche schließen in ganz Bayern auch wieder die klappernden, quietschenden Fensterläden und Schulen: Herbstferien oder Halloween-Pause.
Samhain
Die tödliche Umnachtung der schwarzen Silhouetten, die von Haus zu Haus ziehen, um den Alten und Gebrechlichen mit »trick oder treat« einen Schrecken einjagen zu wollen, ist längst zum Volkssport geworden. Das Geisterstunden-Ritual vom 31. Oktober auf den 1. November, das auf einem Brauch der Kelten basiert, öffnet seine Pforten zur Gruft. Das »Totenfest« ist da. Der Name Samhain bedeutet soviel wie Ende des Sommers. Da die Kelten nur Winter und Sommer als Jahreszeit kannten, war damit das Ende eines Jahres und der heutige Herbst eingeflattert. Nachts hatte man die Welt der Güte und des Lebens gegen die Zeit des Todes, der Kälte und der Stille eingetauscht. Hells Bells und Nebelschwaden durchzogen das Antlitz der Freude: Ein melancholisches Trauerspiel des Bösen. Schwarze Krähen jammerten auf den frostigen Feldern und selbst die braunen, leblosen Blätter fallen frustriert zu Boden.
Angst und Schrecken
Im Laufe der Jahre entstand aus der »Staaden Zeit« ein Ritual der angsteinflößenden Verkleidung, die der Furcht vor Tod und Teufel gerecht werden sollte. Man konnte den Tod und die Endlichkeit nicht überlisten, dachte aber es zu können. Das gespenstische Umherfleuchen im höllischen Tuch sollte dem mittelalterlichen Sensenmann das Gefühl vermitteln, dass die Menschen darunter bereits tot wären und nichts mehr zu holen sei. Zur Besänftigung der Geister und um dem barmherzigen Flehen und Betteln der Gebrechlichen ein Zeichen zu geben, wurden Gaben und leckere Opfer geboten und vor die Häuser gelegt. Meine Vermutung unterstellt den damals listigen Räubern Magenschmerzen, einen dicken Bauch und eine Menge Freude am falschen Spiel mit der Angst, die dem Procedere eine glaubhafte Komponente verlieh. Nur was geholt wurde und verschwunden war, konnte die Menschen dazu veranlasst haben, es wieder und wieder zu tun. Der Ablasshandel mit Süßigkeiten folgte erst später.
Ausgewandert
Als im 19. Jahrhundert viele des keltischen Stamms von der Kälte die Schnauze voll hatten und in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderten, nannte man sie bereits Gälen bzw. Iren. Es ist nicht wirklich verwunderlich, dass die walisische Fremdbezeichnung der Iren, gwyddel, dt. Räuber, Angreifer war. In den USA und Kanada wird sich der Brauch weiterentwickeln und sich viral verbreiten. So könnte der wahre Kult auch auf eine Inszenierung zurück zu führen sein, bei der ein rücksichtsloser Wicht namens Jack mit dem Teufel einen Deal und diesen betrogen hatte. Da der Teufel ihn nicht in der Hölle schmoren lassen wollte, sein Leben aber sicher nicht trotz aller Vergebungen zum Himmelstor führen konnte, gab ihm der gnädige Teufel zur Orientierung im Dunklen, glühende Kohlen als Leuchtstoff und eine Rübe, die später wohl zum Kürbis mutierte. "Jack O'Lantern" dient noch heute als Orientierungswert für die »geistige Elite« auf der Suche nach dem süßen Glück.
Kürbisköpfe und Leckereien
Auch wenn man heute sicher keinem Menschen mehr klar machen kann, dass die hohlen, abgekratzten, beleuchteten, kultivierten Cucurbitaceae-Pflanzen mit Schnitzwerk und orangener Farbe als Beta-Carotin-Lieferant Schrecken verbreiten sollen und die süßen Kleinen, das Süße klingelnd abholen, wenn gerade jemand zu Hause ist und signalisiert hat, dass er gerne als Opfer fungieren würde, hat selbst die katholische Glaubensgemeinschaft vor den verpackten Weihnachtsgeschenken und geschmückten Bäumen einen Heiden-Spaß. Alternative Quellenangaben vermuten eine christliche Herkunft, die den "All Hallows' Day" Allerheiligen zuordnet und so die weltweite Verbreitung für sich in Anspruch nimmt.
Halloween 2019
Heute wird man auch kaum mehr Erwachsene finden, die das Endliche verstehen und aus Angst vor dem Tod Opfer bringen. Die Mythen, der Unterhaltungsdefekt und die Aussicht auf kostenfreie Verkostungen haben inzwischen fast ausschließlich Kinder mit gekauften Halloween-Klamotten als Hobbyisten-Vampire oder Hexen-ähnliche Gestalten dazu verdammt, ihren Eltern so eine mehrstündige Auszeit zu gönnen, da weder Champagner, Rotwein oder Lachshäppchen verteilt werden. Selbst ausgewachsene Prosecco- und Latte Macchiato-Mamas bleiben bei der Totenkult-Vernissage auf der Strecke und die Kinder werden mit einem einfachen »Trick« auf die kalte Straße geschickt.
The show must go on
So hat sich Halloween, von Amerika zurück-geschwappt, in die europäischen Seelen eingebrannt und Spinnereien, blutige Waren, gruftige Zeitgenossen, Flatterzeugs oder fliegend Besenreiterinnen hinterlassen. Aus dem Mythos, dem Brauch, dem Kult und dem Ritual haben sich heute vielleicht zehnstellige Marktrelikte entwickelt, die das Merchandising, Horrorfilme, Displays, Anzeigen, Verpackungen, Süßigkeiten, Kostüme […] oder den ehrenamtlichen Einsatz vor den Türen rechtfertigen sollen.
Da ich persönlich die Farbe orange mag und auch die Ferienwoche schätze, kann ich mich mit dem amerikanischen Alptraum problemlos anfreunden und empfange den beleuchteten Kürbis vor unserer Haustüre mit einer adäquat erschrockenen mimimiMimik, bevor ich den Schokoriegel in der Küche andächtig zu mir nehme: Lohn der Angst. Und wie der Zufall es wollte, ist in diesem Jahr die Farbe "HotOrange" die tonangebende Trendfarbe, das Chilli auf die Mühlen des Halloween-Horrors. Schöne Exemplare gibt es auch bei Jack & Jones … natürlich ohne Rübe.