Wir haben zusammen in Nürnberg studiert. Werner Bartsch war schon damals einer der besten und unglaublichsten "Lichtmaler", der hinter der Linse eindrucksvolle Momente für die Ewigkeit fixierte: Sensationell. Jeder Dialog war und ist auch heute noch ein kleines Geschenk eines einzigartigen Menschen. Kein Wunder also, dass auch die Bilder der ZEIT und Zigarettengespräche mit einem der größten Politiker unserer Zeit, von ihm inszeniert werden durften. Der heutige Wahl-Hamburger hat auch lange in New York und Berlin gelebt und gearbeitet, immer aber auch Ausstellungen in Nürnberg realisiert.

Giovanni di Lorenzo hat im Juli 2018 sehr treffend formuliert: "Werner Bartsch ist ein Meister seines Fachs mit einem sehr charakteristischen Stil. Zwischen ihm und Helmut Schmidt war über die Jahre ein Vertrauensverhältnis entstanden. Vielleicht weil Bartsch keine drängende, fordernde Art hat, sondern den Porträtierten Luft zum Atmen lässt. Helmut Schmidt jedenfalls ließ sich gerne von ihm fotografieren."

Helmut Schmidt war wie unser rationales, analytisches und höchst sympathisches, kollektives Gewissen. Er liebte die Kunst, die Kultur, das Theater, die Inszenierungen oder das sonntägliche Kaffeekränzchen. Um diese Wirklichkeit authentisch wiedergeben zu können, musste man fast gegenstandslos und unsichtbar Teil einer Inszenierung werden und genau dann den Auslöser bedienen, wenn ein Moment eine Epoche verkörpern konnte.

Werner Bartsch setz mit seinem künstlerischen Werk in der Fotografie seit Jahrzehnten Zeichen. Er bildet damit keine typischen Dokumentationen vergangener Tage ab, sondern reflektiert mit scheinbar einfachen Momentaufnahmen ein Stück Leben, das gestern, heute und morgen eine zeitlose Präsenz und Identifikationsmöglichkeit bietet, beinahe für eine Unendlichkeit in die Realität einer Szene einzutauchen und mit ihrer Wirklichkeit zu verschmelzen.

Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt wie auch "Auf einen Kaffee mit Loki Schmidt" beschreiben das banale Alltagsprocedere, das den Betrachter auch in 100 Jahren noch in den Bann ziehen und begeistern wird – selbst überzeugte Nichtraucher ;-). Man hört in den Bildern das Feuer knistern, das Porzellan der Tassen klirren, die Feder beim Schreiben oder bekommt das Gefühl, beim Atmen dabei zu sein. Die offene Holzkiste und Zigarettenschachtel mit Reyno und einer Pöschl Gletscherprise, seine Liebe fürs Meer, die Loriot-Karrikatur an der Wand und das Geräusch der Möwen beim Fliegen, machen aus Bildern Geschichten und erzeugen Symphonien, die Werke zum Leben erwecken.

Danke, Werner, für ein wunderbares Buch. Chapeau!

Links
Der Fotograf im Internet: http://www.wernerbartsch.de/
Deutschlands "beste" Zeitung gibt's auch online: https://www.zeit.de/index
Kultur: https://www.zeit.de/kultur/index