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NewsBlog _ Rubrik: Markt + Wirtschaft
Information vom 11. November 2019KarneWall
und Marktschreier
Der Karneval 2019 beginnt heute wieder am 11.11. um 11:11 Uhr mit Elferrat, viel Tamtam und mumifizierten Entwürdigungsträgern. Nicht nur Geiz ist geil, sondern auch das Spiel der Anonymität. Das sexwöchige »Bunte Treiben« angeheiterter, verkleideter Hellaudidödel motiviert ausgelassen und verkleidet, das zu tun, was man monatelang im Zivilleben nie tun würde. Wenn am Aschermittwoch die streng gläubigen Narren heiser singend vom Reim und Suff in die Fastenzeit übergehen, bekommt das Multi-Kulti-Spektakel ungewollt ein wenig eine globale, ganzheitliche Note und erinnert an das Social Web der unterschiedlichsten Sichtweisen: Nicht denken, einfach mitmachen. Bumms da da. Ist das nicht unglaublich, dass Kevin X. die inszenierte, hybride Uschi anonym als Lebenszeitabschnittspartnerin liked, nur weil sie zufällig in Griffweite erscheint? Der Zufall kreuzt die Wege mit Billig-Kamelle und gelegentlich auch nach Darwins-, Lamarcks- oder der Bläck Fööss-Evolutionstheorie.
Der Wirtschaftsfucktor Karneval ist nicht zu unterschätzen. Alaaf, bis am Bullenmarkt der Bär tanzt? Hausse Hellau. Die Kurse steigen und Jahr für Jahr wird der Witz im Pott ertränkt und gefeiert. Über 40 Mio. Karnevallartikel werden jährlich verkauft und ca. 300 Mio. Euro hierzulande umgesetzt. Gefühlt überschreitet die Bilanz die Milliardengrenze und kursiert als defizitäre Kryptowährung der Herzen. Pffftata di Hopsasa! »Wirtschaft« ist dann weniger eine Frage des Gewinns, dessen finanzieller Erfolg uns Menschen den Rest des Jahres unterjocht, sondern des Platzes am Tresen, der zum nächsten Gerstensaft jenseits des Durstes und Erlaubten auffordert. Die Jecken zelebrieren das Leben – nicht immer – gegenwärtig im Heute und denken nicht an morgen. Eine einzigartige Bilanz. 2019 wurden alleine auf dem Rosenmontagszug in Köln 420 Kubikmeter Müll produziert und wenn dabei der Kevin mit der Uschi der fünften Jahreszeit entsprechend anbandelt, wird die MeToo-Debatte kurz im Archiv verborgen oder als saisonaler Ladenhüter im Regal versteckt. Egal: Fasching. Toleranz und Loyalität der Extraklasse. Da schweigt sogar das Telefunfafon. "Da simmer dabei! Dat is prima! Viva Colonia! Wir lieben dat Leben, die Liebe und die Lust, wir glauben an den Lieben Gott und ham uch immer Durscht.". Das tägliche Leben hat eine Fahne und befindet sich in der Regel kontinuierlich über der polizeilich erlaubten Obergrenze – im Namen des Herrn.
Grenzenloses Vergnügen? Chinese Wall ist eigentlich eine Metapher der Finanzwelt für eine Abteilung in einem Unternehmen, die unterschiedliche Ziele verfolgt und so voneinander getrennt wird, dass keine Kommunikation statt findet oder Interessenkonflikte entstehen könnten. Die Praxis hat aber leider gezeigt, dass dies nie funktioniert hat. Doch der KarneWall gibt der Anti-Mauer-Bewegung einen enthemmten Beigeschmack, den die Rheinländer sicher am Allerbesten zu verkörpern wissen. Barrierefrei und nicht mehr ganz zurechnungsfähig schaffen es doch viele Fastnacht-Broker die Kurse nach oben zu treiben und selbstlos trotz finanzieller Verluste feucht-fröhlich zu profitieren. Wo gibt's das schon? Quantität schlägt Qualität? Der Markt in der Wirtschaft brummt. Einer geht noch, einer geht noch rein – selbst wenn es der falsche (H)einer ist. Die Marktanteile beherrschen die Bühne der Marktschreier, Jecken und Bühnenkomiker.
Irgendwie bekommen doch alle ihr Fett weg und gerade die Großen der Festwagen und Züge werden endlich erniedrigt. Da ist der Kevin nicht allein zu Hause und die Uschi mutiert selbstbewusst zur Dr. Angela, der Kanzlerin der Freude. Ein Volksfest durchzieht die Straßen und verlagert sich vom Bierzelt in die Kneipenwelt. Aber auch für die vielen Kleinen ist etwas dabei. Verstärkt und unüberhörbar werden Ironie und Sarkasmus ins Versmaß gepackt und der ganzjährige, übliche verbale Terror wird manchmal zum Zünglein an der Waage. Aus Patt wird Schach-matt, aus Reflektieren das Scheiß-egal-Gefühl und nach einem Rollentausch sowieso und eben drum, bumm, bumm, bunga, bunga. Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, wird sogar zum Leitspruch der Willkür und des Vergessens von morgen. Man erinnert sich ans Nichts und das umfassend und mit Nachdruck.
Die fünfte Jahreszeit ist so reizvoll, weil es sie offiziell nicht gibt und der Unsterblichkeit der oben genannten Fastenjünger wahre Konkurrenz bereitet. Eigentlich verführen alle Optionen anonym dazu, ungestraft und ohne Konsequenzen eine Sau durchs Dorf zu treiben und sie dann raus zu lassen: Premium-Schweinskram für Schnauze und Ringelschwänzchen. Narhalla-Marsch und Humba Täterä besiegen im Verdrängungswettbewerb Beethoven und Mozart, die Dummselmarie das Denken und der Moment die nachhaltige Logik. Konfetti für die Seele und Prozente für die Leber.
Freunde für jetzt und nicht für ewig. Marktschreier und Kreischweiber genießen die Weshalb-auch-immer-Jahreszeit exzessiv, lasziv und jenseits des Imperativs, bis die Frohnatur erkennt: Es ist vorbei! 2020 geht's dann am 11.11. um 11:11 Uhr weiter... und täglich grunzt des angeheiterte Murmeltier. Freue Dich, das Christkind der Narren kommt bald ... wieder. "Da simmer dabei! Dat is prima! ..."