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NewsBlog _ Rubrik: Persönliches
Information vom 12. April 2019Möbel Krügel
Staad Stein
Es wird staad im Lande und das Staaner Stiftla folgt dem globalen Wettbewerbs-Trend: In allen Farben des sichtbaren Spektrums, in der Faber-Stadt und vielleicht der Heimat des Bleistifts. Die Standortfrage und die Wirtschaftlichkeit der Auswahlkriterien, des Hebesatzes, der Infrastruktur oder logistischen Anbindung unterliegen seit Jahren einem einzigen, wesentlichen Kriterium: Meine Heimat. Ich bin in Stein aufgewachsen und fühle mich den Umständen entsprechend zuhause.
Mit »Möbel Krügel« ist für mich wieder ein Stück Kindheits-Erinnerung verschwunden. Sicher, auch die CeBit in Hannover oder TYPO in Berlin existieren nicht mehr und das regionale Sterben gibt es auch bundesweit und überall auf der Welt. Marktbereinigung oder Geschichte? Als 1977 die Gemeinde zur Stadt Stein wurde und das kleine blaue Staaner Stiftla damit das Lokalkolorit durch Faber-Castell unterstrich, war ich 11 Jahre alt. Wir waren die erste Fußball-F-Jugend in ganz Bayern und ich war stolz auf den FC Stein, meine Grundschule, das Wasser- und Naturschutzgebiet ... und ich war mir sicher, dass das Steiner Zuzugsgebiet irgendwann auch einen eigenen Marktplatz besitzen würde. Leider vergeblich! Ich bin der kreativen Spur meiner Mutter gefolgt, habe Events und Schülerzeitungen mit realisisiert, schon sehr bald die ersten Anzeigen gestaltet, Akt-Zeichnen, Kalligrafie-, Natur- und Sachzeichenkurse besucht, zwischen 1988 und 1993 in Nürnberg Kommunikationsdesign studiert, bei Agenturen, Druckereien oder Verlagen gearbeitet, und mich mit einem guten Freund (auch aus Stein) im Jahr 1993 mit UNIQ hier in der Stadt Stein selbstständig gemacht. Auf dem Krügel-Gelände bin ich damals noch Motorrad gefahren, habe Freunde in der Krügel-Villa besucht und habe jahrelang hier eingekauft. Selbst Teile meiner ersten Wohnung habe ich bei Möbel Krügel noch gekauft.
Wie vor einem halben Jahrhundert wird noch heute über Verbindungsstraßen, U-Bahn, Tunnel und P+R-Systeme diskutiert. Das Stadtleben wurde damals durch die ortsansässigen Familien und Unternehmen geprägt, die selbst in Stein wohnten und dies auch in 100 Jahren noch tun wollten. Das Ursula-Bad war noch benannt nach der Tochter des Bürgermeisters Dümmelbeck oder auch Möbel Krügel trug den Familiennamen, wie Faber-Castell der Dynastie der Grafen und Nachfahren folgte. Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell war bis zu seinem Tod am 21. Januar 2016 unser Vorstandsvorsitzender im Design Forum und späteren Bayern Design und die achte Generation der Familie, die bei Faber-Castell tätig war.
Im Februar 2002 müssen erneut und letztmalig Möbel Krügel und die Unternehmenstochter Hin&Mit Insolvenz anmelden. Am 1. Juli 2002 übernimmt die Lutz-Gruppe das Unternehmen. Gerüchte und Interims-Verwendungszwecke wechseln sich ab, bis im November 2018 dann auch die Projektentwicklung und Investoren um Inhaberin Stefanie Krügel das Wohnquartier "Krügel Areal" aufgeben werden. Heute sind die Betonklötze, die einst vielversprechende Wohnwelt Geschichte und die Zukunft der Stadt an dieser Stelle fraglich.
Wenn ich noch heute im Büro, das sich oberhalb meines ehemaligen Vereinslokals mit damaligem Biergarten befindet, Kaffee koche und durch den bodentiefen Glasvorbau den LKWs beim Stauspielen zusehe, erinnere ich mich gelegentlich an die vielen langen Jahre meines regionalen Daseins, die Stadtgeschichten und Erlebnisse vor Ort. Alter, Patina und Erinnerungen kleben metaphorisch am Rand der Tasse und die früheren Schreibwarengeschäfte oder Läden, in denen ich als Kind Glühbirnen oder Zeitschriften kaufen konnte, sind längst verschwunden. Meine Kindheits-Flanier-Route mit Schaufensterbummel, zwischen Haushaltswaren, Geschenken, Obst, Büchern & Co. , gibt es nicht mehr, auch diese Geschäfte sind verschwunden. Lediglich meine Lieblingseisdiele »Eddy`s« gibt es noch. Die kleine Eisdiele ist eines der letzten Relikte, die die Vergangenheit noch bis heute überlebt haben.
Die UNIQ Designbüros liegen sehr "verkehrsnah". Wenn die Brücke nach Nürnberg befahrbar ist oder man etwas später auf die Südwesttangente abbiegen darf, bzw. Baustellen nicht zusätzliche Zeit erfordern, kommt man schnell in die Stadt, auf die Autobahn, zum Bahnhof oder Flughafen. Mein Blick trifft wenige Meter nach unten bereits auf die Bundesstraße, die seit ewigen Zeiten durch Stein führt. »Unsere B14«: Seit 50 Jahren grüßt das Murmeltier mit schleichenden Blech-Karawanen.
Das Leben bedeutet Veränderung. Doch etwas mehr "Verbesserung" wäre mir deutlich lieber gewesen. Ich möchte das »Heute« nicht kritisieren, da ich mich in der politischen Landschaft Steins nie aktiv eingebracht habe und die "Stadtplanung", das FORUM (den RentnerBoulevard, wie er oft genannt wird), das Urban Gardening, das Wohn- und Verkehrskonzept, das Freizeitbad […] oder das einst geplante »Bad Stein« nur zur Kenntnis genommen habe. Selbst in das heutige Branding, die Akademie, die Kultur und Stadt-Entwicklung […] war ich nie involviert und konnte diese nie ablehnen, da ich auch nie angesprochen wurde.
Mir geht es heute auch sehr gut und unsere Designbüros haben sich in Stein ein Vierteljahrhundert sehr gut entwickelt, selbst wenn es hier leider bis heute keinen Geschäftskontakt gab. Ich bin in Stein aufgewachsen, war lange Zeit ein höchst interessanter Gewerbesteuerzahler und fühle mich hier auch zuhause. Das Leben ist ständig in Bewegung, aber es ist staad geworden in Stein. Wenn die letzte Festung des Krügel-Areals nun auch noch Geschichte sein wird, hat sich unser Stadtbild stark verändert. Ich bin sehr gespannt, was auf dem Krügel-Arenal passieren, wie sich das Wohnquartier entwickeln und welche Neuerungen es in den nächsten Jahren in Stein geben wird. Die Stadt im Grünen direkt an der Bundesstraße? Stein bleibt Stein, wie es singt, lacht und weint.
Ostern 2019