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NewsBlog _ Rubrik: Kommunikation
Information vom 20. November 2023Schriftliche Kommunikation
Philosophenherrschaft
Kurz vor der Jahrtausendwende und christlichen Zeitrechnung des Jahres 1, waren im antiken Griechenland zu Zeiten Platons dessen Philosophenherrschaft, der ideale Staat und Gerechtigkeit zentrale Themen. Kaum zu glauben, aber Platon war KEIN Befürworter der Demokratie, dachte reflektierend über die Führung einer gerechten Elite, einer Monarchie oder Aristokratie nach und philosophierte auch schriftlich über Sokrates Todesurteil. Eine interessante These, die nicht nur zurecht mehrfach von Schülern widerlegt wurde, sondern leider zu oft auch heute noch von „falschen Jüngern“ und fragwürdigen Parteien, auch im Namen des Volkes, missbraucht wird. Das Rosinenpicken oder aus dem Zusammenhang gerissene Wortfetzen gehören in der schriftlich niedergelegten Philosophie – schwarz auf weiß – zu den typischen Fragmenten. Mathematisch betrachtet gibt es mindestens 360 bis zu unendlich viele Blickwinkel.
Dass Resultate, Quotendemokratie, Massenbewegungen [...] oder Machtmissbrauch auch heute noch nichts mit „gerechter Demokratie“ im Sinne der Gesellschaft und globalen Welt zu tun haben, darüber muss man sicher nicht diskutieren. Wir haben das Momentum der Schrift, Dialoge und kulturelle Gesinnungs-Toleranz aber leider auch nicht dazu genutzt, das Gemeinwohl zu stärken oder nach tausenden Jahren die Kommunikation diplomatisch zu verbessern. Aufgrund vieler dummer Kommentare und Falschauslegungen, in denen das Richtige oftmals als Meinung abgetan wird, zwingt das Leben der Kommunikation und leider auch mich als diplomierten Kommunikationsdesigner dazu, ein wenig genauer – kopfschüttelnd – in das Thema kurz und oberflächlich einzutauchen.
Vorab möchte ich erwähnen, dass Gerechtigkeit nicht der eigenen Überzeugung, dem persönlichen Vorteil oder der eigenen Meinung entsprechen muss und trotzdem richtig sein kann. Das Richtige existiert, als absolutes und perfektes Ideal oftmals auch im Detail nur im Verborgenen. Ich kann mich nicht nur täuschen oder falsch konditioniert, manipulativ subjektiv agieren, es ist schlicht nicht möglich als Mensch objektiv, neutral oder absolut sachlich zu denken, zu fühlen und zu handeln. Zudem ändern sich die Werte und Sichtweisen fast aller Menschen im Laufe ihres Lebens. Die „Philosophenherrschaft“ deutet bereits darauf hin, dass geherrscht und beherrscht wird. Die Suche nach der absoluten Wahrheit, der für alle Menschen richtigen Realität, setzt jedoch entweder voraus, dass alle Menschen wie programmiert, erzogen, abgerichtet und einheitlich funktionierend, gleich denken, oder sich zwangweise der Diktatur einer herrschenden Macht widerstandslos hingeben. Beide Varianten sind weder sinnvoll, noch ermöglichen sie Reflektion, Freiheit und gleichzeitig Selbstentfaltung.
Gleichzeitig erzeugt eine Kraft, Gesinnung, Macht oder Diktatur automatisch immer eine Gegenreaktion oder Opposition. Nur die schriftliche Kommunikation kann beinahe eindeutig sein, werden Ironie, Witz, situative Polung [...] oder Zwang ausgeschlossen. Beispielsweise Satzzeichen können die Aussage eines Satzes bereits unterschiedlich darstellen. Auch das Wissen, die Wahrnehmung und die Kenntnis des übergeordneten Sinns, der Konditionen, der äußeren Umstände, der Semantik [...] oder Semiotik können Prozesse der Kommunikation stark beeinflussen. Menschen spielen in unterschiedlichen Situationen nicht nur unterschiedliche Rollen, sind multiphren, folgen der Synästhesie, durchlaufen einen Reifeprozess, verändern sich [...] und reden gelegentlich auch vorsätzlich oder unbewusst Unsinn. Auf das Schriftliche, Relevante, Gemeinte und vertraglich Verbindliche kann man Autoren zumindest festlegen und nach der tatsächlichen Absicht fragen.
Da wir alle kleine oder bedeutendere Philosophen sind, also dem Wort entsprechend Menschen auf der Suche nach der absoluten, umfassenden Weisheit und unsere Gedanken in Wort und Schrift festhalten können, bedient sich der Verstand nicht nur selektiv, das Gehirn ergänzt und verfälscht auch Ergebnisse, die sich zudem im Laufe der Zeit verändern können (und werden). Vieles hätten Sie selbst nicht gedacht. Während Worte wie „Schall und Rauch“ vergehen können, lassen sich schriftlich fixierte Aussagen nicht nur vor Gericht beweispflichtig rezitieren, sondern werden im eigenen Gedächtnis und dem der Anderen gespeichert. Doch auch letzterer Schein trügt, da z.B. Zeugenaussagen der identischen Realität unterschiedlich wiedergegeben werden.
Unsere menschliche Wahrnehmung und die zunehmende Reizüberflutung, führen automatisch zu variablen, persönlichen Wirklichkeiten. Das minimale Segment der nicht-schriftlichen und non-verbalen Kommunikation wird durch mehrere Filter und Störfaktoren so radikal reduziert, dass nur Fragmente übrig bleiben, die wir uns merken wollen oder können.
Doch zurück zur „Philosophenherrschaft“ oder wie ich sie als Kind „platonisch“ nannte: „Gut-gemeinte Monarchie“. Die Grundidee der „Demokratischen Diktatur“ wäre eine für alle Menschen gerechte Elite, die führt, begeistert und beseelt. Wesentlich für die Recherche der Gedanken und Worte sind die Bildung und bedingungslose, unabhängige Information, sich philosophierend, unbeeindruckt oder konditioniert einer Sache zu begegnen. Ganzheitlich und umfassend, neutral, sozialkompetent, aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit kollektiver Intelligenz, [...] und lückenloser Transparenz könnte theoretisch eine sachliche Darstellung aller Fakten möglich sein. Doch das Subjektive, der Mensch, seine Konditionierung [...] und die Tatsache, dass unsere Kommunikation keine rationale, und emotionale Logik kennt, die Herz, Seele, Geist, Körper und Gehirn gemeinsam-holistisch informieren kann, schließt unsere menschliche Beteiligung jedoch gänzlich aus. Unsere Kommunikation verschlimmbessert das Bestehende zusätzlich. Die Hoffnung war, dass gebildete Welt-Ethik-Moralisten und sozialkompetente Persönlichkeiten keine Macht ausüben oder missbrauchen würden. Wer die Welt kennt, kennt auch die Realität oder das, was der Mensch für die Realität hält.
Also bleibt alles beim Alten? Unsere Erfahrung, unser Sein und die individuelle, begrenzte, modifizierte Wahrnehmungen der Reize wirken, werden mental kanalisiert, gespeichert und führen zu Milliarden unterschiedlichen, persönlichen Wahrheiten und Wirklichkeiten im jeweiligen Gehirn. Die Realität, die uns alle verbindet, wird entsprechend interpretiert, angepasst und nur zu einem sehr kleinen Teil verarbeitet. Aus diesem gefilterten, beeinflussten und mehrfach persönlich geprägten Rest resultieren dann individuelle Reaktionen, Verhalten und Kommunikation. Globale Probleme lassen sich regional nicht lösen und Kommunikation oder Dialoge bedienen den Einzelnen, nicht die heterogene Masse. Das Verwässern des Profils und die Eierlegende-Tante-Emma-Wollmilchsau schärfen daher keine Markenpersönlichkeiten, sondern agieren meist durchschnittlich, unpräzise und weniger relevant. Entsprechende Anbieter mussten eine Insolvenz anmelden, manche Logistik-Benchmarks wurden reich.
Keep calm! Man kann auch mit Andersdenkenden, Deppen oder Anhängern der Drittklassigkeit und Mentalamnesie sehr oft, sehr einfach und komfortabel zusammenleben und sogar philosophierend kommunizieren. Das Ziel ist nicht zu missionieren oder das Absurde zu akzeptieren, sondern viele Varianten und Kulturen zu tolerieren. Das Leben und auch die Kommunikation bleiben ein diplomatischer Kompromiss und bedienen höhere Ziele, wie das Zusammenleben, die Kultur, die Kunst zu Leben [...] oder die kreative Fähigkeit, eine gemeinsame Basis, kollektive Intelligenz und Teamgeist zu schaffen. Meist verbinden uns eine oder mehrere Leidenschaften, ein Land, eine Tradition, ein Verein, eine Schule, eine Klasse, die Nachbarschaft, der Weg, ein Ziel, eine Vision [...] oder eine Sprache. Etwa so und teilweise auch konsequenter haben die UNIQ Designbüros inzwischen 30 Jahre realisiert.