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NewsBlog _ Rubrik: Markt + Wirtschaft

Information vom 08. April 2024

Spielshows 2024

Raten, zocken, gewinnen

Spielshows 2024

Können Sie sich noch an Wim Toelkes "Der Grosse Preis" (1974–1993; erste Phase) erinnern, den ersten und guten Teil der WissensShow der Gattung Quiz, die mit ein paar tausend DM Kompetente lockte? Aktives Grund- und Spezialwissen war hier gefragt. Ohne geistige Expertisen der Kandidaten und ein umfassendes Allgemeinwissen konnte man nicht antreten oder gewinnen. Die einzige Wahl ermöglichten am Ende drei Umschläge. Eingeladen wurden u.a. Experten und Professoren, die den Zuschauer an den Bildschirm fesselten und mir schon als Kind vermittelten, dass es gebildete Menschen gibt, die umfassend und erfolgreich antworten können. Zudem unterstützte man damit auch die "Aktion Sorgenkind" und den guten Zweck.

Heute wurde aus dem wandelnden Brockhaus-Date eine RateShow für jeden Hobbyisten, der zocken, tippen, buzzern, raten, glücklich Joker nutzen, zufällig ausgewählt oder es auf den Stuhl ins Spiel schaffen möchte. Es gibt heute sicher dutzende Rateshows neben vielen Kochshows, Containern, [...] und Hartz-4-Formaten, deren Anspruch teilweise nur noch der Quote und Masse dient, die als arme Investoren Millionen-Ausschüttungen ermöglichen und eigentlich hoffen, selbst zu profitieren. Bei Günther Jauch (und er schafft es auch intelligente Menschen vor dem Bildschirm ohne Strick und Folter zu fesseln) haben selbst wenig begabte Denkmonster es nach 5 Lölie-Fragen, mit bis zu 4 Jokern, Multiple Choice eine wahrscheinliche Chance einige tausend oder auch hunderttausende Euro zu kassieren. Dabei sind sie auch nicht mehr alleine. Keine Eurovision, kein aktives Wissen als Voraussetzung, keine Spezialisierung sind notwendig [...] der Kandidat kann einfach nur spielen, raten, vermuten, Ergebnisse übernehmen oder denken lassen. Beinahe täglich gibt es mal schnell Zehntausende, also ein Vielfaches des durchschnittlichen, beruflichen Einkommens. Gelegentlich wird zumindest für einen guten Zweck und Spenden quizzend geraten. Im Hinterkopf vieler Ego-Shooter wimmeln jedoch Bilder des persönlichen Reichtums, Büschel Geldscheine, locken selbst für C-Promis durch Madenfressen im Dschungel, Reputation (mediale Restarts), [...] und Social Media-Portale und  postet Yellow-Press gleichzeitig Rentner, die Flaschen sammeln sowie die angereicherte Armut. Nicht der Markt, sondern der Kontrast der Verlierer und Gewinner erschüttert sowie der Reichtum mentaler Armut.

Die Inflation der Honorierung hat irgendwie mit Frank Zanders "Ich bin ein Star", dem Dschungelcamp, Schwarzeneggers "Running Man" oder den Hungerspielen (Tribute von Panem) zu tun. Das Lottomillionär-Gefühl und Cäsars "Panem et Circenses" (Brot und Spiele), die Glatiatorenkämpfe und Raubtiergemetzel gehören heute zum täglichen Brot, das in den Medien verabreicht wird. Mahlzeit. Der Markt, verbunden mit wirtschaftlicher Honorierung, Zufall, Glück, Gewinn und der absoluten Unwahrscheinlichkeit, das Leben als Spiel oder Unterhaltungsshow durchzustehen, schaffen die Faszination und Einschaltquoten. Selbst 1:140.000.000 Chancen für den Lotto-Höchstgewinn schrecken nicht ab, da der Erfolg nicht ausgeschlossen werden kann. Es könnte ja sein, dass man diesmal nicht nur knapp die Hälfte, als mit 2 Richtigen und Superzahl fünf Euro gewinnt!?

Wissen strebt nach Leistung und Perfektion, das Spiel nach Spaß, Unterhaltung, Glück und es bedient sich der meist traurigen Wahrscheinlichkeit. Spiele sind aber auch kein Mittel zum Zweck und sicher nicht dazu da, Geld zu verdienen. Sie wissen, was ich meine? Wer beispielsweise Fussball spielt um Geld zu verdienen, spielt nicht. Wer im Casino ist, um Gewinne zu machen, spielt nicht. Wer arbeitet, um Geld zu verdienen, macht nur einen Job oder ist im Extremfall Söldner, auch ohne Treue und Identifikation. Der Markt für Wissenspotentiale beginnt in der Kindheit, im Kindergarten, in der Schule, im Gymnasium, im Studium [...] durchläuft den Verein, den Freundeskreis, alle privaten Bereiche [...] und reichert sich lebenslänglich an. Zwischendurch, bis zum Ende, füllen sich gelegentlich auch Wohlstandsdepots und Vermögen. Davon unbeeindruckt bewegt sich das WissensSpiel des Lebens kontinuierlich weiter. Spielen Sie aktiv, genießen Sie, streben Sie nach Geistigem Reichtum, Charakter, Wissen, Erfahrungen [...] Liebe oder Freundschaft, aber nutzen Sie nicht Macht, Geld oder lassen sich von Projektionen und der Fata Morgana einer üppigen Insellösung unter Palmen betören. Das Leben dient keinem Zweck, ist keine Show und bedient keinen Markt, vom Anfang bis zum Ende Der Weg ist das Ziel und der Mensch dient weder einer höheren Gewalt, noch sein Leben einem Land oder einer anderen Macht.

Am Grundprinzip hat sich bis heute kaum etwas Grundsätzliches geändert, auch wenn die Spielregeln ständig neu geschrieben wurden und werden. Menschen sind heute zunehmend Systemspieler, die unterhalten, funktionieren, ihrer Rolle gerecht werden und Quoten garantieren sollen. Sie dienen einem Zweck. Das mag eventuell der Wirtschaftlichkeit dienen, auch wenn die Shows und Inszenierungen sehr viel kosten. Meinen Anspruch erfüllen und befriedigen die Unter-Radar-Produktionen meist nicht, obwohl ich WissensShows mag, Kandidaten ausblenden kann und nicht neidisch bin. Es verwirrt Geist und Sinne, dass ich als Kind bewundernd nach oben, zu den scheinbar unerreichbaren Akademikern und elitären Normalbürgern der Gesellschaft blicken konnte und heute Mitspieler gelegentlich herabblickend und teilweise belächelnd zur Kenntnis nehmen muss. Und das liegt nicht nur am Alter und mehr Lebenserfahrung. Früher waren auch für Moderatoren die eingeladenen Kandidaten gebildete Herausforderungen, denen man Demut zollte. Es war nicht besser, aber anders. Aktuell tummeln sich vereinzelt Witzfiguren und Platzhalter im Rampenlicht, denen man schnellstmöglich den Ausgang zeigen möchte. Die Marken und Kompendien verloren schlicht an Qualität, die auch leider vom meist selbst überforderten Zuschauer wenig vermisst wird. Brot und Spiele in der Arena? Wohlstandsspiele? Den wirtschaftlichen Gau bestätigend erklärt das vielleicht den Markt der vielen wieder verarmten Lottomillionäre, vorübergehenden Multimillionäre, Armutsspieler und Ex-Zocker. Das Ergebnis interessiert aber nicht, sondern nur die prozessorientierte Mediengeilheit und das Rampenlicht.

Zitat des Tages

„Wer sich entschuldigt, klagt sich an.”

Stendhal
Bemerkung der Redaktion

Zwischen PR-Arbeit, Kampagnen, Schein und Sein gibt es trotz "Corporate Culture" klare Unterschiede. Entschuldigungen sind aber in jedem Fall eine mutige und gute Entscheidung.

Schrift des Tages

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