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NewsBlog _ Rubrik: Kommunikation
Information vom 04. Februar 2019The quick brown fox
jumps over Lieschen Müller
Wer versteckt sich hinter dem Synonym "Brown Fox" oder wer vergeht sich an Lieschen Müller? Sexismus? Gendering? Keep calm: Der Fuchs praktiziert keinen Quickie und Lieschen Müller steht im deutschsprachigen Raum als nicht existenter Platzhaltername eines Durchschnittsmenschen, einer weiblichen Person, die mit Max Mustermann, ihrem Mann, dem etablierten Pendant, verheiratet ist. Die Fusion der Geschlechter führt zu Otto Normalverbraucher, den Emanzen und Quotenhengste sicher heute als NormalverbraucherIn abstempeln würden. Wie ein leeres Formular des Nichts, behaupten sich Unbekannte im Ranking der Gleichgültigkeit. Selbst ein Hidden Champion mutiert zum Unknown Cowboy oder -girl. Zur Theorie:
Isogramme
Ein Pangramm oder holoalphabetischer Satz enthält alle Buchstaben des Alphabets. Auch "The quick brown fox…" bietet dem typografisch Interessierten beispielsweise einen schnellen Überblick, wie die Corporate Type als Hausschrift eine Passigkeit matched und der Kultur gerecht werden kann. In echten Pangrammen kommt jeder Buchstabe genau einmal vorkommt, sind also gleichzeitig Isogramme. Beispiele:
1_Pangramme
Bei jedem klugen Wort von Sokrates rief Xanthippe zynisch: Quatsch!
The quick brown fox jumps over the lazy dog
2_Isogramme
Heizölrückstoßabdämpfung
Wildbachverstopfung
The quick brown fox
Der schnelle braune Fuchs springt mit 35 Buchstaben über den faulen Hund und diente im Jahr 1988 im Original als ein kohärentes Kurzpangramm bzw. Prüftext. Wer vor Jahrzehnten in Deutschland eine Garamond, Helvetica oder Times kaufen wollte, hatte sich zudem vorher auch das Schriftbild aller Buchstaben und Ziffern als Fox-Tale begutachtet und hat das Alphabet der Sinne vielleicht später in einem CD-Manual dargestellt. Die Groteske, Gebrochene […] oder serifenlose Linearantiqua hatte einen Sinn, eine Geschichte und eine Herkunft. Von dieser einzigartigen Signifikanz, die man im willkürlichen Geschmacks-Procedere der Meinungsfreiheit kaum mehr kennt, könnten John und Jane Doe, Krethi und Plethi oder Hinz und Kunz im Durchschnittsdilemma der Mortalität nur träumen. Das gewöhnliche Mädchen, der mustergültige, männliche Lückenfüller oder der Otto der Nation, stehen im Zeitalter der DSGVO-Verordnung und anonymen Dasein der Profillosigkeit zur Diskussion.
Homo-Mansura
Während Sophisten und Philosophen bis heute geflügelte Worte wie "Der Mensch ist das Maß aller Dinge" in den Mittelpunkt setzen, entwickelt sich das Menschenbild derzeit gleichzeitig weg von der Individualität und Los-Größe 1 zum DIN-Protagonisten und Durchschnittsbrei in der Mitte der Gesellschaft. Ohne Ecken und Kanten, konform, uniform und pauschal, charakterisiert Schmidts Katze unter Hempels Sofa zum gesichtslosen Synonym, Avatar oder einer reibungslosen Vakuum-Kugel. Die Komplexität zwingt uns offensichtlich dazu, irgendwie Dinge zusammenfassen, zu vereinfachen und abstrahieren zu wollen. Dieser Spagat scheint manchmal jedoch unerreichbar zu sein und erinnert ein wenig an Heisenbergs Unschärferelation, die zwei komplementäre Eigenschaften und Formen verbindet. Eins nach dem Anderen, konzentriert und logisch.
Lorem ipsum
Noch unpersönlicher, blind und dumm ist der Copytext "Lorem ispum", die datenschutzkonforme Platzhalterformulierung, die ohne Anspruch auf Daseinsberechtigung, zeit- und inhaltslos dem Mengensatz per Blindtext-Generator jedes gewünschte Profil verleiht. "Lorem ipsum dolor sit amet, …" war so unbedeutend und gegenstandslos, dass selbst Anzeigen ohne lesbaren Originaltext veröffentlicht und der Fehler nicht wahrgenommen wurde. Ein Zeichen mangelnder Aufmerksamkeit und nicht vorhandenen Interesses – die AIDA-Flatline. Mengentext und Mengenamnesie in Perfektion. Scheinbar Unwichtiges wird ausgeblendet und fällt der selektiven Wahrnehmung zum Opfer.
Who the fuck is Bolle
In China fällt ein Reissack um, Schmetterlinge flattern unnütz durch die Welt […] und die Chaostherie verliert ihren Charme und ihre Gültigkeit. Kausalitäten haben keine Wirkung mehr, das Interesse wird bis zur völligen Erschöpfung und maximalem Desinteresse penetriert. Für die Zukunft benötigt man keine Vergangenheit, ein Prozess benötigt weder eine Basis, noch ein Ziel [..] und Joghurt hat keine Gräten. Alles ist gleich? Nein! Alles ist unterschiedlich und individuell. Jedes Individuum ist einzigartig und verbringt sein Leben nicht als willenloser Lemming, der hörig über die Klippe stürzt. Eine zunehmende Komplexität ist die Folge. Bolle amüsiert sich trotzdem ganz köstlich, auch wenn es heißt: "seine Ärmel war'n zerrissen, seine Augen marmoriert". Sei Bolle, akzeptiere höhere Gewalt und bleibe UNIQue.
DIN 0815
Nicht erwähnenswert, nicht von Bedeutung? In der Regel wird 0815 als Redewendung für langweilige Routinen, Gewöhnliches, Veraltetes, Minderwertiges oder Standardmäßiges verwendet und besitzt keine Steigerungsform. Das Fass ist voll. Rohrkrepierer und Qualitätsvernichter dieser Art befördern einen Zyklus ins Nirvana und bestatten sein Niveau still und heimlich. Wenn alles egal, willkürlich und querbeet dem repräsentativen Durchschnitt entspricht oder ein Witz ohne jegliche Pointe auskommen muss, dann fehlt das erheiternde Moment oder man lässt ein Objekt verschwinden. Beschreibt das Objekt ein Subjekt, wird der gesinnungs- und geschlechtslose Einheitsbürger im besten Fall als Nummer verallgemeinert. Wenn im Rahmen des Datenschutzes jedoch auf z.B. allen Klingelschildern in Wien die Namen, überall biometrische Alleinstellungsmerkmale oder Gesichtserkennung inklusive aller Spuren im Web und offline weltweit verschwinden müssen, während sich die gleichen Menschen im Internet prostituiert, exhibitioniert und selbst kostenfrei ein Vögel'sches Zielgruppenprofil erstellt haben, fragt man sich automatisch, wie man Drittklassigkeit vor sich selbst schützen kann.
Typisch Nullsumme
Wenn das Außergewöhnliche zum Normalen verkommt, Wahrnehmbares eskaliert, Verrohung und Verdummung die Volatilität des Lebens prägen, dann werden Lieschen Müller, Liz Miller, Lisette Mullère [..…] zu Synonymen der Satire und platzieren sich nicht mehr, als PlatzhalterInnen und gegenderte Blindtextadvokaten mit Vorbildfunktion, in, sondern zwischen den Zeilen. Das Signifikante, das Typische, das Einzigartige oder die ganz persönliche Note spielen das Requiem der Enthaltsamkeit und das tatsächliche Zölibat. Glauben Sie mir: Es ist nicht nur ab und zu sinnvoll und höchst befriedigend das Leben auf Augenhöhe zu genießen und manchmal ein wenig "The Quick Brown Fox" zu sein, sondern jede Sekunde des eigenen Lebens den Durchschnitt zu verlassen, charaktervoll Persönlichkeit zu zeigen und sich klar zu positionieren. Das Leben polarisiert zwischen 0 und 1, Sie sind nicht durchschnittlich und man ist auch nicht nur ein wenig schwanger oder tot. Sie leben: Jetzt!