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NewsBlog _ Rubrik: Markt + Wirtschaft
Information vom 26. April 2021Triage
Der Begriff »Triage« ist im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erneut aufgetaucht und beschreibt ein nicht gesetzlich kodifiziertes oder methodisch spezifiziertes Auswahlverfahren. Nach Sichtung und Begutachtung einer situativen Lage, die plötzlich und unerwartet mehr Patienten resultieren lässt, als bestehende Kapazitäten und methodische Hilfeleistungen durch beispielsweise unzureichende materielle Ressourcen oder Personalleistungen ermöglichen, zwingt die Verantwortlichen zu priorisieren und z.B. nach Überlebenschancen zu selektieren.
Diese meist menschliche Entscheidung, über Leben und Tod zu urteilen, ist ethisch und moralisch höchst bedenklich und zwingt Verantwortliche gemäß der französischen sprachlichen Herkunft des Namens »Triage«, zu sortieren, auszusuchen und eine Selektion durch eine persönliche Auslese vorzunehmen. Die Auswahl basiert nicht auf Zufall oder dem Ergebnis eines Glücksspiels, das Menschenleben wie Ware im Sinne der Marktwirtschaft behandelt. Angehörige, Partner, Eltern, Kinder und Freunde würden diese Entscheidung sicher nicht teilen.
Ursprünglich stammt der Begriff aus der Militärmedizin und wird im Sinne der Notfallaufnahme oder Intensivstationen, basierend auf einer Risikostratifikation, meist vor einer umfassenden Diagnose zum Wohle oder zu Lasten eines Patienten, als existenzielle Allokation realisiert. Der medizinische Versorgungskonflikt und Krankensteuerung erscheint gegebenenfalls logisch. Zielführend und ungerecht zugleich. Bei Schiffuntergängen galt die Regel „Frauen und Kinder zuerst“. So setzte sich auch die Parole des französischen Sanitätsdienstes durch: „Triage – Transport – Traitement“. Auch das STaRT-Schema »Simple Triage and Rapid Treatment« bedient sich dem Hilfsmittel »Mensch«.
Mit der Priorisierung des Impfgeschehens der Covid-19-Maßnahmen sind demnach stets auch posttraumatische Belastungsstörungen oder Schuldgefühle der Beteiligten möglich. Dabei sind derartige „Auswahlverfahren“ nicht nur im Rahmen der Akut-Patienten-Verteilung, der Notaufnahme, bei Bergungen, bei Naturkatastrophen oder auch alltäglich bei der Bevorzugung von Notfall-Patienten bei jedem Arzt üblich.
Über die scheinbar gewöhnliche Separation und Selektion der »Mehr-Klassen-Gesellschaft« (von der Terminvergabe bis zur privaten Übernahme von Leistungen und Kosten abgesehen), sollte der gesamte medizinische, gesellschaftliche und politische Bereich die Ungleichbehandlungsprinzipien unbedingt neu überdenken.
Heute, im 21. Jahrhundert, weit nach dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg, können der psychologische Druck, der Patientenschutz und der Verzicht, durch den »freien Willen« eines Menschen, z.B. in Alten- und Pflegeheimen, unmöglich ausgeschlossen werden. Die Chance zu überleben wird kalkuliert und auch schleichende Prozesse, Optimierung oder Manipulation durch eine Überforderung der gesetzlichen Regelung für das Überleben, müssen als mögliche Option betrachtet werden, der auch Opfer folgen könnten.
Ganz egal, ob Pandemie, Terroranschlag, Krieg, Hospiz oder Pflegeheim: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ich wünsche sowohl Ärzten, Pflegern, wie auch Patienten, dass ihnen diese Entscheidung immer erspart bleiben wird und nicht das Dilemma menschlicher Entscheidungen über die Existenz und das Leben eines »Opfers« und seinen Kopf hinweg getroffen werden muss.
Bleiben Sie alle gesund!