MondayLounge-Kommentare und Philosophisches. Am heutigen Montag, den 9. Dezember 2024, in der Adventszeit, wird vielen Menschen in Deutschland fast überall verkündet, dass wir in einem christlich geprägten Land sind und in einem Rechtsstaat leben. Hosianna. Eine funktionierende, christlich-geprägte Demokratie erkennt man meist auch daran, dass es möglich ist, dass Jedermann in der Regel seine Meinung sagen darf und dafür nicht sofort inhaftiert wird.

Ich komme damit jedenfalls recht gut klar und fühle mich als Atheist und Agnostiker, der andere Denkweisen toleriert und nicht missioniert, meist »öffentlich« recht wohl, selbst wenn mir zunehmend Radikalere nicht selten tierisch auf den Geist gehen. Meine Einsicht und negierende Alpha privativum unterstützt die Annahme, dass es keine theologische Existenz einer höheren Instanz oder Gottheit geben muss, die den weltlichen Wahnsinn und die kriegerische, unvernünftige Menschheit und unser Leben zu verantworten hat. Dafür sorgen seit tausenden Jahren die Gesellschaften schon selbst. Rund die Hälfte der Menschen in Deutschland sind aktuell Christen. Davon sind etwa 45% Katholiken, 35% Protestanten. In Deutschland leben derzeit nur etwa 8,5% Andersgläubige und – etwas mehr – rund 9% der Menschen teilen meine Sicht der Dinge.

Wenn ich ganz persönlich und privat meine Ruhe haben will, könnten sogar Kirchenglocken stören (meist genieße ich aber das Konzert) aber ganz sicher ein Muezzin, der von einem Turm, mehrfach am Tag, seine Gläubigen versammelt. Entsprechendes habe ich z.B. in der Türkei schon selbst erlebt und hatte auch damit vorübergehend kein Problem: Ich war Gast und auf Reisen im Urlaub. Schon der Blick in unsere Verfassung, in die Präambel des Grundgesetzes lässt uns lesen: "Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen...". Auch im Gelöbnis der Soldaten der Bundesrepublik Deutschland lässt aufhorchen mit: „Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, (so wahr mir Gott helfe)." Die Klammer optioniert zwar, wie der Schwur des Präsidenten oder Kanzlers, aber außer dem Schwur auf die Bibel sind mir keine anderen Varianten bekannt und auch der "heilige Schwur" bewahrt uns nicht vor Zuwiderhandlungen oder unchristlichen Denk- und Vorgehensweisen. Das friedliche Momentum ist theoretisch-bedingt allen gleich.

Wie könnte man das Paradoxon der Friedensarmee unserer Bundeswehr, Rüstung oder Waffenlieferungen mit dem christlichen Glauben vereinbaren? Gibt es den guten Missionar, Söldner, Soldaten oder Killer, wenn er nur auf Befehl handelte? Das erinnert mich persönlich stark an die Eroberungen, Kreuzzüge, Opfer, Hexenverbrennungen [...] oder das Dritte Reich, den Nahost-Konflikt, der Vernichtung anderer Kulturen, ethnische Säuberungen [...] Autokratien, Diktaturen oder Kalifate. Ich kann mit dieser Denkweise überhaupt nichts anfangen und konnte auch die Scheinheiligen und reichen Pelzmantelträgerinnen in der ersten Reihe der Kirche nicht ausstehen, die vormittags beteten und nachmittags ihre Kinder anschrien oder schlugen. Ich trat also aus der Kirche aus und trennte kirchliche Rituale, menschliche Teufelchen, Gemeindesöldner [...] und AblassTerroristen (die es im lutherischen Alternativdebakel ja gottseidank nicht gab) vom Glauben. Früher war das noch viel schlimmer. Der Kaiser wurde mit Gottes Gnaden, dem Papst und vertrauten Geldhaien und Erfüllungsgehilfen mit Gewalt gefeiert und durchgesetzt, bis er in der Schlacht oder durch das eigene Fleisch und Blut ins Jenseits befördert wurde. Glaubenskriege der Vernichtung sind weltfremd und klingen schon grundsätzlich paradox.

Doch auch der Glaube an das Gute schwand bei mir durch den Männertrupp Vatikan, Missbrauch, geheime Unterhaltszahlungen und weltweite Schummeleien „im Namen des Herren". Ich distanzierte mich zunehmend und Stephen Hawkins göttliche Logik erschien mir deutlich näher. Selbst als Arbeitgeber musste ich in Deutschland für damals 450,-Euro-Kräfte pauschal alle Sozialabgaben alleine zahlen, auch die Kirchensteuer für die katholische Kirche. Kein Wunder, dass das Unternehmen trotz aller Austritte heute noch zu den reichsten Unternehmen in Deutschland gehört und es erscheint absurd-befremdlich, wenn z.B. Nonnen auf den Knien, betend auf dem Petersplatz vor Freude weinen, obwohl sie drinnen unerwünscht sind. Hauptsache der Beutel klingelt und die Schäfchen spenden und finanzieren die alten Rituale mythischer Ergebenheit. Gemeinnützige Organisationen müssen nicht einmal Steuern zahlen!? Weshalb gründe ich keine Kirche? Das Credo der Vernunft besagt: Die Toleranz der Intoleranz ist nicht akzeptabel. Jedenfalls ist mir noch kein Gott persönlich begegnet.

Welchen Sinn, frage ich mich trotzdem immer wieder, hat dann das C im Namen der CSU oder CDU? Wie kann ein Moslem, Jude, Hinduist [...] oder Atheist diesen Parteien (im wahrsten Sinne des Wortes) sein Kreuz geben? Marketing? Wir leben also in einem von Christen geprägten Land und unsere Demokratie und Verfassung lässt Andersdenkende, Andersgläubige und fremdes Kolorit jeglicher Mischung zu? Es ist jedenfalls besser in unserer Demokratie „christlich geprägt“ zu leben, als sich für Jungfrauen in die Luft sprengen zu müssen, zu glauben, man gehöre willentlich zu den Auserwählten, Krieg und Terror auch nur streifchenweise zu rechtfertigen. Zumindest erscheint es vorteilhaft zu sein, anzunehmen, dass das Böse Folgen haben würde, [...] oder am Himmelstor unendlich viel Zeit, Geduld und Ausdauer für die Auswertung mitzubringen, bis man hinein, abwärts oder in sonstige Jagdgründe über den Jordan ewiglich reisen würde, um wieder die armen Seelen zu treffen, die man nicht mehr sehen wollte? Wie dumm und existenzvernichtend Religion sein kann, sieht man derzeit in vielen Teilen der Welt. Doch nie vergessen: Es sind Menschen, nicht Götter, die Unheil anrichten, vernichten oder töten.

Vergessen Sie aber bitte für den Fährmann die Münzen nicht, sonst gibts noch ein tödliches Knöllchen oder die Ladung wird mit Ihnen einfach gelöscht. Auf eine Reinkarnation und zweite Chance können Sie als Christ dann ja nicht hoffen. Falscher Club?